Zwischenevaluation 2023 des ETH-Bereichs

Alle vier Jahre wird der ETH-Bereich in der Mitte der Finanzierungsperiode durch eine Gruppe von nationalen und internationalen Expertinnen und Experten, die vom Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) beauftragt wird, eingehend evaluiert.

Der ETH-Rat dankt der mit der Zwischenevaluation 2023 beauftragten Expertenkommission für ihre gründliche Untersuchung des ETH-Bereichs und seiner Institutionen. Die Untersuchung der aktuellen Stärken und Schwächen sowie der produktive Austausch und die anregenden Diskussionen resultierten in zukunftsweisenden Empfehlungen, die zugleich hilfreich und herausfordernd sind. Die Umsetzung dieser Empfehlungen unterstützt den ETH-Bereich bei seiner Entwicklung im Interesse des Schweizer Bildungs- und Forschungssektors, der Wirt-schaft und der Gesellschaft.

Der ETH-Rat ist erfreut über die Gesamtbeurteilung durch die Expertinnen und Experten bezüglich der aussergewöhnlichen Qualität der Institutionen des ETH-Bereichs. Der ETH-Rat begrüsst ausserdem die Tatsache, dass die Expertinnen und Experten seit der letzten Zwischenevaluation im Jahr 2019 erhebliche Fortschritte festgestellt haben. Auch ist er sich der Notwendigkeit bewusst, seine laufenden Überlegungen darüber fortzusetzen, wie die Leistung und die Wirkung des ETH-Bereichs optimal weiter gesteigert werden können und wie künftige Herausforderungen anzugehen sind.

In dieser Stellungnahme zu den Empfehlungen der Expertenkommission geht der ETH-Rat auf jede der Empfehlungen ein und stellt seine Überlegungen und zurzeit laufende Aktivitäten in Bezug auf die von den Expertinnen und Experten angesprochenen Punkte dar. Darauf folgen zukunftsgerichtete «Aktionslinien» auf Stufe ETH-Bereich, mit denen der ETH-Rat und die Institutionen des ETH-Bereichs die jeweilige Empfehlung auf einer übergeordneten Ebene angehen wollen. Weitere konkretere Massnahmen werden anschliessend auf der Ebene der einzelnen Institutionen entwickelt und umgesetzt.

Der ETH-Rat betrachtet es als entscheidend, dass die Institutionen des ETH-Bereichs ihre Fähigkeit wahren, mit den besten Institutionen weltweit mitzuhalten und dass sie das Flaggschiff des Schweizer Bildungs-, Forschungs- und Innovationssektors (BFI) bleiben. Durch ihre Exzellenz in Lehre, Forschung und Wissens- und Technologietransfer (WTT) steigern die Institutionen des ETH-Bereichs die Attraktivität des Schweizer BFI-Sektors sowie den Wohlstand und die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Gesellschaft und Wirtschaft.

In Antwort auf den Bericht und die Empfehlungen der Expertenkommission betrachtet der ETH-Rat insbesondere die folgenden Punkte als ausschlaggebend für die erfolgreiche Entwicklung des ETH-Bereichs:

  • Die Institutionen des ETH-Bereichs legen höchste Priorität auf die forschungsbasierte Lehre. Sie treffen weiterhin die nötigen Massnahmen, um die Qualität der Ausbildung langfristig und vor dem Hintergrund steigender Studierendenzahlen aufrechtzuerhalten und zu verbessern. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in der Schweiz. Besondere Aufmerksamkeit schenken sie dabei der Beurteilung der Relevanz der Ausbildungsprogramme im Hinblick auf die gegenwärtigen und zukünftigen Bedürfnisse von Wirtschaft, Industrie, Forschung sowie der öffentlichen Hand.
 
  • Die Institutionen des ETH-Bereichs betreiben weiterhin Spitzenforschung und tragen zum Antizipieren und Lösen der dringendsten lokalen, nationalen und globalen Herausforderungen bei. Die besten Talente anzuziehen und zu halten ist eine wesentliche Voraussetzung für die Sicherstellung der Exzellenz. Ein weiterer Schlüsselfaktor für die internationale Attraktivität des ETH-Bereichs sind die erstklassigen Forschungsinfrastrukturen der Schweiz. Die Institutionen des ETH-Bereichs verstärken ihre führende Rolle bei der Konzeptualisierung und Entwicklung sowie beim Betrieb und Ausbau grosser Forschungsinfrastrukturen und -plattformen weiter.
 
  • Die Institutionen des ETH-Bereichs tragen aktiv zur Innovationskraft der Schweiz bei, indem sie ihre Schlüsselfunktion beim Wissens- und Technologietransfer (WTT) zugunsten von Wirtschaft und Industrie (junge Unternehmen sowie KMU und etablierte Unternehmen) sowie des öffentlichen Sektors und der Gesellschaft weiter verstärken. Sie entwickeln ihre WTT-Instrumente laufend weiter, um einfache und gradlinige Prozesse zu ermöglichen.
 
  • Als eine ihrer zentralen Aufgaben und Verantwortlichkeiten führen der ETH-Rat und die Institutionen des ETH-Bereichs eine zukunftsorientierte Aussprache über den Auftrag des ETH-Bereichs und, darauf aufbauend, über die Frage seiner strategischen Ausrichtung und seiner optimalen Struktur. Sie prüfen verschiedene Optionen, wie der ETH-Bereich bestmöglich positioniert und organisiert werden kann, um künftigen Bedürfnissen gerecht zu werden.
 
  • Die Institutionen des ETH-Bereichs verfolgen weiterhin die Stärkung einer inklusiven und respektvollen Kultur sowie Arbeits- und Lernumgebung und anerkennen, dass die Inklusion der Schlüssel für die vollständige Ausschöpfung des Potenzials der Diversität ist. Aufbauend auf bestehenden Grundsätzen und Richtlinien entwickeln sie eine entsprechende Strategie und setzen diese um.
 
  • Die Institutionen des ETH-Bereichs tragen zur Umsetzung der Forschungsergebnisse in konkrete Lösungen und Strategien bei, um unverzüglich auf dringende Herausforderungen zu reagieren, indem sie den Dialog zwischen den akademischen Akteuren, den politischen Behörden und der Gesellschaft intensivieren. Sie spielen eine führende Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung von Strategien für eine stärkere Einbindung der Wissenschaftsgemeinschaft in künftigen Krisensituationen.
 

Um die oben genannten Aspekte anzugehen, sind die entsprechenden politischen und finanziellen Rahmenbedingungen unverzichtbar. Die Expertenkommission erwähnt die folgenden Punkte, die der ETH-Rat ebenfalls unterstreichen möchte:

  • Internationale Offenheit: Um auf höchster internationaler Ebene mitzuhalten, die besten Talente anzuziehen und die Exzellenz zu wahren, sind internationale Offenheit und multilaterale wissenschaftliche Zusammenarbeit entscheidend. Die volle Assoziierung der Schweiz am EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizon Europe, am Programm Digital Europe, am Euratom-Programm für Forschung und Ausbildung und an ITER sind von höchster Bedeutung für den ETH-Bereich.
 
  • Stabile und verlässliche Finanzierung: Nur mit ausreichenden finanziellen Ressourcen kann der ETH-Bereich weiterhin seine Rolle als Flaggschiff des Schweizer BFI-Sektors wahrnehmen und – vor dem Hintergrund steigender Studierendenzahlen – die Qualität der Ausbildung aufrechterhalten und der Nachfrage von Wirtschaft, Industrie und der öffentlichen Hand nach hochqualifiziertem Personal begegnen