
Strategische Schwerpunkte für den ETH-Bereich
Für die aktuelle BFI-Periode 2025–2028 gelten für den ETH-Bereich folgende fünf Strategischen Schwerpunkte: «Mensch und Gesundheit», «Energie, Klima und ökologische Nachhaltigkeit», «Verantwortungsvolle digitale Transformation», «Fortschrittliche Materialien und Schlüsseltechnologien» sowie «Engagement und Dialog mit der Gesellschaft».
Der ETH-Rat hat für die Periode 2025–2028 fünf Strategische Schwerpunkte festgelegt (siehe auch Strategischer Plan 2025–2028), in denen der ETH-Bereich eine starke Wirkung entfalten kann. Es handelt sich dabei um:
Das Konzept von Mensch und Gesundheit lässt sich in zwei Hauptbereiche unterteilen: Prävention und Behandlung. Diese unterliegen einem steten Wandel infolge rascher Fortschritte in verschiedenen Bereichen, einschliesslich u. a. Medizintechnik und -technologie, pharmazeutischer Wissenschaften, Molekularbiologie, Epidemiologie, Neurowissenschaften und Digitalisierung.
Will man im Bereich Mensch und Gesundheit Fortschritte erzielen, müssen die Mechanismen, die Gesundheit und/oder Krankheit zugrunde liegen, verstanden werden. Bedingt durch den raschen Wandel in der Gesellschaft, muss die Umsetzung von Forschungsergebnissen und Technologie in die Praxis und in die Politik beschleunigt werden. Es braucht transdisziplinäre Ansätze und harmonisierte digitale Lösungen im Schweizer Gesundheitswesen, um die Wissenslücken zwischen Forschenden und Anspruchsgruppen (z. B. Patientinnen und Patienten, Gesundheitsdienstleistende und Regulierungsbehörden) zu schliessen und die Akzeptanz von Einzelpersonen und der Bevölkerung zu fördern.
In Bezug auf diesen Strategischen Schwerpunkt sollen die Institutionen des ETH-Bereichs ihre Kompetenz in den Bereichen Epidemiologie, personalisierte Gesundheit, Molekularbiologie, Neurowissenschaften, Umwelt- und Agrarwissenschaften, Informationswissenschaften usw. ausbauen, damit sie Aspekte angehen und Wissen im Zusammenhang mit Prävention und Behandlung schaffen können.
Wie wissenschaftlich nachgewiesen wurde, sind der Klimawandel und die Umweltzerstörung auf die nicht nachhaltige Nutzung fossiler Ressourcen, ineffiziente Energiesysteme und Industrieprozesse, eine unangemessene Landnutzung, intensive Landwirtschaft und die Verwendung von Materialien ausserhalb einer Kreislaufwirtschaft zurückzuführen. Dies wiederum wirkt sich auf die Umwelt, die Biosphäre und die Menschheit aus.
Der ETH-Bereich will mit diesem Strategischen Schwerpunkt die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Energiewende, dem Klimawandel und den Auswirkungen des Ressourcen- und Energieverbrauchs durch den Menschen auf die Umwelt angehen. Die Institutionen des ETH-Bereichs beabsichtigen, ihre Bestrebungen anhand dreier Stossrichtungen auszurichten: Energiewende, Netto-null-Emissionen und Biodiversität, Klimawandel und Nachhaltigkeit in Bau, Mobilität und Landnutzung. Die Tätigkeiten innerhalb dieses Strategischen Schwerpunkts decken das gesamte Spektrum der Kompetenzen des ETH-Bereichs ab – von Bildung und Grundlagenforschung zu technologiespezifischer Entwicklungsarbeit einschliesslich Pilot- und Anschauungsprojekten.
Die Herausforderungen in puncto Energie, Klimawandel und Umweltzerstörung bedingen rasch greifende Lösungen, aber auch kontinuierliche Grundlagenforschung. Anwendbare Lösungen basieren stark auf Wissen, das in der Grundlagenforschung erworben wurde. Daher muss diese weiterhin im Zentrum der Bestrebungen im Zuge von Energieeinsparungen und Energiewende stehen sowie in Bezug auf das Stoppen des Klimawandels und die Bewahrung der Umwelt.
Digitale Technologien haben ein enormes Potenzial für die Gesellschaft, aber auch grosse Auswirkungen auf sie. Wichtige Herausforderungen in der Digitalisierung sind die übermässige Beanspruchung von Ressourcen und Energie, die fehlende Abstimmung auf die Erwartungen der Gesellschaft in puncto Transparenz, Barrierefreiheit, Integration in politische Strukturen, Verlässlichkeit und Verfügbarkeit, Sicherheit und Gefahrenabwehr sowie die zunehmende weltweite digitale Ungleichheit. Für eine Akzeptanz und Anwendung in der Gesellschaft sind ein gerechter Zugang und Vertrauen in die entwickelten und eingeführten Technologien unabdingbar.
Der Strategische Schwerpunkt «Verantwortungsvolle digitale Transformation» will eine Antwort auf diese Herausforderungen liefern. Der Einsatz digitaler Informationen gehört zu unserem Alltag, und «verantwortungsvolle digitale Transformation» bezieht sich auf die gerechte, sichere und ethische Nutzung solcher Daten. Dies betrifft viele Datenmanagementaspekte, einschliesslich Vertrauen, Sicherheit, Ressourcenschonung, Benutzerbedürfnissen und Akzeptanz durch Öffentlichkeit und Fachpersonen, und umfasst auch die Hardware und die Protokolle, die für die digitale Transformation eingesetzt werden.
Der Schwerpunkt beinhaltet Forschung, Technologietransfer und Bildungstätigkeiten und versucht technologische Fortschritte im Zusammenhang mit der Digitalisierung in einen breiteren Kontext einzubetten. Spezifische Beispiele sind Energie und Verkehr, der Bau- und Infrastruktursektor, Herstellung, Landwirtschaft, Umweltmonitoring und Gesundheit.
Die flächendeckende Verfügbarkeit von Informationen sowie eine energieeffiziente und schnelle Datenübermittlung sind wesentliche Voraussetzungen, um die Nachfrage in diesen Bereichen zu befriedigen. Beim Schwerpunkt «Verantwortungsvolle digitale Transformation» sind die technologischen Tätigkeiten daher eng mit den gesellschaftlichen Erwartungen einerseits und der Nachhaltigkeit andererseits verzahnt. Er stärkt die Zusammenarbeit zwischen den Institutionen des ETH-Bereichs selbst und mit den Schweizer Universitäten, der Industrie, der Gesellschaft sowie mit staatlichen Einrichtungen in den relevanten Bereichen der digitalen Transformation.
Um Lösungen für die momentanen globalen Herausforderungen wie Klimawandel, globale Armut und Ungleichheit, schwindende Ressourcen, demografische Entwicklung, erneuerbare Energie und Digitalisierung bereitzustellen, müssen fortschrittliche Materialien und Technologien, die auf nachhaltiger Produktion und technologischen Durchbrüchen basieren, entwickelt werden. Zudem ist die Entwicklung fortschrittlicher Fertigungstechnologien eine Voraussetzung, um in der modernen Materialwissenschaft erfolgreich zu sein. Neue Materialen, Materialkombinationen oder Materialen mit neuartigen, bisher unbekannten Eigenschaften werden für verschiedene Anwendungen stark nachgefragt.
Die Entwicklung der Materialwissenschaft sowie von Schlüsseltechnologien betrifft den gesamten Lebenszyklus von Materialen: von der Gewinnung oder der Produktion über sämtliche Verarbeitungs- und Verwendungsphasen bis zur Fertigung von Gütern und Produkten sowie schliesslich Recycling oder Entsorgung. Der Schwerpunkt umfasst sehr breite und höchst interdisziplinäre Bereiche, darunter Naturwissenschaften (wie Physik, Chemie und Biologie) sowie ganz unterschiedliche Ingenieurwissenschaften – von Mechanik und Tiefbau bis zu Computer- und Datenwissenschaften. Er kann daher auch für andere Forschungstätigkeiten als grundlegend betrachtet werden.
Der ETH-Bereich will einen proaktiven und offenen Dialog mit der Gesellschaft führen. So wird Transparenz sichergestellt, ein Umfeld für wissenschaftliche Erkenntnisse geschaffen und die Bildung von Kooperationspartnerschaften mit gesellschaftlichen Akteuren unterstützt. Ein solcher Dialog trägt dazu bei, Forschung in konkrete Lösungen und Strategien umzusetzen, Wissenschaft und Forschung zu fördern und die junge Generation für MINT-Fächer zu gewinnen.
Die wissenschaftliche Gemeinschaft trägt eine Verantwortung, wenn es darum geht, wissenschaftliche Erkenntnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und Falschinformationen auf lokaler, nationaler und globaler Ebene entgegenzuwirken, ebenso wie dem Misstrauen gegenüber Wissenschaft und Forschung, auch wenn dies nur eine Minderheit der Bevölkerung betreffen dürfte. Insbesondere muss die Art und Weise, auf die sich wissenschaftliche Erkenntnisse entwickeln, besser vermittelt werden. So wird das Missverständnis, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich selbst widersprechen, wenn neue Forschungsergebnisse und -daten zur Verfügung gestellt werden, ausgeräumt.
Forscherinnen und Forscher teilen ihre Faszination für Wissenschaft und Forschung mit der Öffentlichkeit, insbesondere um die jüngere Generation für MINT-Bereiche zu gewinnen. Ausserdem heben sie die Bedeutung der Grundlagenforschung als Wissensquelle hervor, die der breiten Öffentlichkeit einen gesellschaftlichen Nutzen bringt. Die Studierenden sollten daher befähigt werden, die erforderlichen Kompetenzen zu entwickeln, um beim Teilen wissenschaftlicher und forschungsbezogener Entdeckungen und Fakten von allen verstanden zu werden.
Die Angehörigen des ETH-Bereichs pflegen den Dialog mit ihren Kolleginnen und Kollegen in der Schweizer Gesellschaft und schätzen die Bedeutung der Landessprachen als Schlüssel zu einem breiteren Verständnis. Im Kontakt mit der Öffentlichkeit erkennen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre moralische und gesellschaftliche Verantwortung. Sie berücksichtigen den gesellschaftlichen und den politischen Kontext sowie die verschiedenen Rollen der wissenschaftlichen Gemeinschaft, von politischen Organen sowie der Medien in den Prozessen, die zur Entscheidungsfindung führen.
Diese fünf strategischen Schwerpunkte sind Modelle für eine erfolgreiche Zusammenarbeit, nicht nur zwischen den verschiedenen Institutionen des ETH-Bereichs und anderen Partnern der Schweizer Hochschullandschaft, sondern auch der Zusammenarbeit mit der Bundesverwaltung, der Industrie und den Spitälern. Dank ihnen können der ETH-Bereich und die ganze Schweiz weiterhin international wettbewerbsfähig bleiben und den wichtigsten globalen Herausforderungen begegnen. Im Zusammenhang mit den Kernaufgaben und den übergreifenden Schlüsselaufgaben wurden Massnahmen identifiziert, um in den Bereichen Bildung, Forschung sowie Wissens- und Technologietransfer weiterhin Spitzenleistungen zu erzielen.