Vorwort des Präsidenten

Sehr geehrte
Leserinnen und Leser

Die Corona-Pandemie bestimmte auch im vergangenen Jahr unseren Alltag. Nach mehreren Semestern im Fernunterricht kehrten die Studierenden, dank COVIDZertifikat, im Herbstsemester zurück in die Vorlesungssäle. Dies war wichtig. Die Motivation der Studierenden hatte in der Pandemie gelitten, der persönliche Kontakt mit den Dozierenden und Mitstudierenden fehlte. Nun konnten sie sich wieder vor Ort mit Kolleginnen und Kollegen sowie mit Lehrpersonen austauschen, in Lerngruppen organisieren oder an ihren Projekten weiterarbeiten. Auch die Mitarbeitenden des ETH-Bereichs arbeiteten wieder vermehrt in den Büros, Labors und Werkstätten, anstatt von zuhause aus.

2021 hat sich die Swiss National COVID-19 Science Task Force als wichtiges wissenschaftliches Beratungsgremium etabliert. Seit August 2021 ist Tanja Stadler, Professorin an der ETH Zürich, deren Präsidentin. Zuvor hatte Martin Ackermann, Leiter der Abteilung Umweltmikrobiologie an der Eawag und ebenfalls Professor an der ETH Zürich, dieses Amt inne. Die Arbeit der Task Force war Anlass, die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Behörden und Politik neu zu denken. So möchte das Parlament die Wissenschaft bei der Bewältigung von Krisen besser einbinden und den Behörden deren Wissen einfacher zugänglich machen. Zudem soll der Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Verwaltung gestärkt werden. Ich sehe es als Aufgabe des ETH-Bereichs, der Wirtschaft und der Gesellschaft unseres Landes bestmöglich zu dienen. Gerne stellen wir deshalb unser Wissen und unsere Expertise zur Verfügung und intensivieren den gegenseitigen Austausch. Themen und Handlungsbedarf gibt es genug: Sei dies im Bereich Klima, Umwelt und Energie, bei der Digitalisierung und der Cybersicherheit oder auch bei der Gesundheit.

Die zurzeit fehlende Teilnahme an Horizon Europe kann weder durch nationale Massnahmen noch durch verstärkte Kooperationen mit anderen Staaten kompensiert werden.

Ein ungelöstes, aber umso drängenderes Problem bleibt die Beziehung zwischen der Schweiz und der EU. Für Bildung, Forschung und Innovation ist die Teilnahme an den europäischen Rahmenprogrammen für Forschung und Innovation von zentraler Bedeutung. Die zurzeit fehlende Teilnahme an Horizon Europe kann weder durch nationale Massnahmen noch durch verstärkte Kooperationen mit anderen Staaten kompensiert werden. Die internationale Vernetzung sowie die Wettbewerbsfähigkeit, Attraktivität und Reputation des Forschungs- und Innovationsstandorts Schweiz werden darunter leiden, und dies je länger, desto mehr.

Wir müssen damit rechnen, dass Forschende ins Ausland abwandern oder gar nicht mehr in unser Land kommen. Dies bringt eine substanzielle Schwächung der Schweizer Forschung mit sich und unserem Land droht, seine internationale Spitzenposition sukzessive zu verlieren. Das hätte gravierende Konsequenzen für die Hochschulen, die öffentlichen Forschungsinstitutionen sowie die forschende Industrie. Als pragmatischer Optimist hoffe ich auf eine rasche und vollständige Assoziierung der Schweiz an Horizon Europe. Ich danke allen für ihren Einsatz dafür und für die grosse Unterstützung für den ETH-Bereich und unseren Denk- und Werkplatz Schweiz.


Zürich/Bern, im Januar 2022
Michael Hengartner, Präsident des ETH-Rats

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